D41-14
T8-58a/59

Übersetzung Claus Zsivkovits
Letzte Änderung: 28-4-2021
Formatierung nicht verifiziert.
Titel des Briefes: Zusatzbericht über die grafischen Künste.
Datum: 1966 (genaues Datum unbekannt)
An: Herr Fernando Sesma
Herkunftssprache: Spanisch
Anmerkungen: Brief 14 von insgesamt 112 Seiten.
Wurde früher am Ende von D65 abgelegt.

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Zusatzbericht über die grafischen Künste

Es mag den Spezialisten für Typografie, fotomechanische Reproduktion, Reprografie und Druck auf der Erde seltsam erscheinen, dass wir den gedruckten Materialien so wenig Bedeutung beimessen.

Diese Ansicht ist falsch: Erstens stimmt es nicht, dass die Techniken der Reproduktion auf laminarem Träger (wir verwenden niemals Zellulosebrei) aufgegeben werden, wie wir später sehen werden. Andererseits bedenkt, dass, wenn wir auf dem Niveau unserer Zivilisation auf das gedruckte Urkundenregister angewiesen wären, wie ihr es immer noch tut, wir Menschen von Ummo an einem immensen Erbe von gedruckten Papierbergen „erstickt“ wären.

In der Praxis und während wir in unserem Xaabii (Haus) bleiben, dient uns ein Raum, den wir phonetisch UulodaaSaabii nennen, versehen mit einem riesigen kugelförmigen Bildschirm (Hemisphärisch) als Visualisierer, um das Dokument zu konsultieren, das wir lesen möchten. Mit dem Vorteil, dass viele gezeichnete Grafiken stereoskopisch gesehen werden können. Ein UuGee (Junge) kann so eine Reihe von polyedrischen geometrischen Formen studieren, indem er sie tatsächlich im Raum sieht, anstatt sich mit einfachen zweidimensionalen Projektionen zufrieden zu geben, und sie über seine stereo-räumlichen eidetischen Tendenzen auszubildfen.

Aber natürlich sind wir nicht immer in unseren Häusern. Es ist auch nicht immer bequem, eine Uein Gaa Eimii (Bildschirm zur Visualisierun) Ausrüstung zu tragen, die unseren UulodaSaabii während unserer Reisen ersetzt. Dann brauchen wir vielleicht wirklich einen gedruckten Text, eine gedruckte dreidimensionale Fotografie, Graphen, Diagrammzeichnungen, Pläne oder Karten, numerische Tabellen, monographische Diagramme usw. ...

Zusatzgeräte, die Gaa Obee genannt werden, fungieren als Wandler und wandeln die im Xanmoo gespeicherten kodierten Informationen in ein Druckbild um (lesbare Zeichen, Fotografien oder Zeichnungen und Grafik).

Aber die Lebensdauer dieser gedruckten Dokumente ist kurz. Sogar kürzer als die Zeitungen, die ihr lest. Sobald es verwendet wird, und um die Anhäufung von unbrauchbarem Material zu vermeiden, das wir bequem nach Belieben reproduzieren können, wird es zerstört, indem es in einer Mischung aus geeigneten Säuren aufgelöst wird.

Wie ihr seht, unterscheidet sich die Herangehensweise an das Problem der Reproduktion gedruckter Dokumente in unserer Welt von der in der terrestrischen Welt.

Wenn ihr den Text eines Buches zusammensetzen wollt, holt der Schriftsetzer die Buchstaben aus dem Kasten, komponiert die Form auf ihrer Reihe und druckt sie schließlich am Ende mit Hilfe einer einfachen Tiegelpresse oder einer Plansetzmaschine, die zuvor die Form mittels eines geeigneten Zylinders einfärbt. Das Blatt Zellulosepapier hat durch die Übertragung der fettigen Tinte das Format des typografischen Zeichens angenommen.
Oder, um den Prozess weiter zu automatisieren, werdet ihr eine Linien-Druckmaschine verwenden, in der ein Satz von Matrizen und eine Gießvorrichtung vorteilhaft den manuellen Satz und sogar die automatische Monotypie-Geräte ersetzt.

Wenn ihr hingegen eine Fotografie oder eine Zeichnung reproduzieren wollt, greift ihr auf die fotomechanischen Verfahren im „direkten“ bzw. „Linien“-Tiefdruck zurück. Durch das Fotografieren des Bildes auf einer sensibilisierten Zinkplatte und die Verwendung von Rastern im ersten Fall, um eine Platte oder eine Gruppe von Platten zu erhalten (wenn ihr z.B. den farbigen Druck einer Tetrachromie wünscht).

In anderen Fällen werdet ihr für die Reproduktion von Bildern eine metallisierte Platte verwenden, deren feine Perforationen, die durch ein elektronisches Gerät erhalten werden, den Druck mittels eines Multikopierers ermöglichen, oder ihr werdet eine Selenplatte mittels hoher elektrostatischer Potentiale sensibilisieren (ein sehr ähnliches Verfahren, das den antiken Methoden auf Ummo gleicht), wie man es mit den Xerographischen Kopiergeräten macht.

Oder ihr werdet verschiedene Verfahren haben, die der Fotolithografie, dem Tiefdruck, den thermoplastischen Verfahren oder dem elektrostatischen Druck durch Tintenprojektion, dem fotostatischen Druck mittels einer Kathodenstrahlröhre für die Typografie (das ist das letzte Verfahren, das von den Erdenbürgern erfunden wurde, von dem wir Kenntnis haben) usw. usw.

Gerade diese sehr breite Palette von Verfahren, die von der antiken Herstellung einer Platte für die chalkografische Gravur, die Radierung und die Lithografie bis hin zur modernen fotolithografischen Platte reicht, ist bei uns durch ein einziges universelles Reproduktionsverfahren ersetzt worden.

Es ist natürlich, dass ihr auf dem gegenwärtigen Stand der irdischen Technologie so viele Drucktechniken zur Verfügung haben müsst, um die von den Menschen auf eurem Planeten geforderten Visualisierungsbedürfnisse zu befriedigen. Es ist nicht möglich, mit der gleichen Maschine z.B. einen Reliefstempeln wie beispielsweise ein leuchtend farbiges Werbeplakat (im Siebdruckverfahren) oder filigrane Raster und ein Dreifarbenverfahren im Offsetdruck oder Straßenschilder mit reflektierenden Farben zu fertigen.

Die Basis unseres Dokumentenreproduktionsprozesses ist völlig anders. Jeder Grafiktechniker wird dies sehr gut verstehen und im nächsten Teil dieses gleichen Zusatzberichtes werden wir es kurz beschreiben. Es ist klar, dass der gegenwärtige Stand von Wissenschaft und Technik auf eurem Planeten es nicht erlauben wird, es in die Praxis umzusetzen, aber es kann als Richtlinie dienen, wie wir es Dr. Huber Suter von der Bundesrepublik Deutschland in einem Bericht vorgeschlagen haben (der von besagtem Doktor später sarkastisch kommentiert wurde) für die zukünftige Planung terrestrischer Reprographietechniken.

Stereoskopische Displaytechnik auf UMMO

Anmerkung 2:
Wir verwenden verschiedene Verfahren, um ein Bild, das stereoskopisch betrachtet werden kann, auf einem starren oder flexiblen Blatt zu fixieren. Das Uulaya Nai Dee ist nicht das neueste, aber sie erfordert eine einfachere Technologie.
Denn es hat eine andere Grundlage, als die Verfahren, die ihr derzeit auf der
Erde anwendet, um polychrome Relieffotografieeffekte zu erzielen (GAUFRE-System, Hologramme, Anaglyphen, polarisiertes Licht usw.). Wir werden es euch kurz beschreiben.


Nicht proportional vergrößertes Bild

Ein dünner transparenter und viskoser Film wird auf einer starren oder elastischen Polymerbasis abgeschieden, auf der feine mikroskopische Scheiben aufgehängt sind, die von uns UuLiboo Dee genannt werden (Kaliber in der Größenordnung von 8 irdischen Mikrometern).
Die
UuLiboo Dee werden durch komplexe technologische Verfahren hergestellt, die euch unbekannt sind. Es handelt sich um Metalloxidkristalle, die durch Magnetisierung auf zwei verschiedene Arten hergestellt werden: Sobald sie in den viskosen Film integriert und sie einem starken Magnetfeld ausgesetzt sind, werden 50% von ihnen in eine Richtung und der Rest in eine andere Richtung ausgerichtet (siehe Bild).
Diese Mikroscheiben können elektrostatisch auf 172 verschiedene Farbtöne sensibilisiert werden, die praktisch das sichtbare Spektrum abdecken.
In den so hergestellten Film können mit zwei Bilder eines stereoskopischen Paares eingeprägt werden. Alle
UuLiboo nehmen eines davon auf, das dann nur in einem anderen Betrachtungsabstand vom Auge beobachtet werden kann.
Die anders ausgerichteten Scheiben sind für dieses Auge weniger wahrnehmbar, weil sie fast tangential zu den visuellen Elementen ausgerichtet sind, die von der Linse ausgehen.
Die mit diesem System erzielten Effekte werden von euch nur mit den Hologrammen übertroffen. Wir haben andere Systeme, die dreidimensionale Bilder in einen gasförmigen oder leeren Raum projizieren können.

 

AdÜ: Man könnte meinen, dass die Ummiten hier erstmals eine ähnliche Technik vorschlugen, wie sie dann einige Jahre später in den 70er Jahren als „3D-Wackelbilder“ in Linsenraster-Technik auf der Erde populär wurde. Diese Linsenraster-Technik war jedoch auch auf der Erde schon 1908 erfunden worden. (siehe Wikipedia: Linsenraster-Bild)